Eine neue archäometrische Studie von Milja Radivojevic et al. widerlegt, dass die Anfänge der Metallurgie im zentralanatolischen Çatal Höyük zu finden wären. Diese Studie wurde jüngst im Journal of Archaeological Science veröffentlicht.
In den 1960er Jahren wurden bei den Ausgrabungen in der bis in 8. Jahrtausend v. Chr. zurückreichenden neolithischen Siedlung, mehrere Stücke Metallkonglomerate gefunden, die nachweislich naturwissenschaftlicher Analysen Beweise für frühe Metallverarbeitung darstellen sollten. Diese frühen archäometallurgischen Untersuchungen belegten offenbar, dass es sich bei den Funden um Schlacke handelt, wie sie beim (Aus-)Schmelzen von Kupfer anfällt. Diese Funde datieren in die Mitte des 7. Jahrtausends und sind damit rund 1500 Jahre älter als andere, sichere Belege für eine frühe Metallurgie, wie sie aus dem Balkan oder dem iranischen Hochland stammen.
Die Untersuchungen von Radivojevic et al. zeigen, dass es sich bei den mutmaßlichen Schlacken jedoch um zusammengeschmolzene Minerale, wie Azurit oder Malachit, handelt. Diese Minerale spielten im steinzeitlichen Totenbrauchtum der Siedlung offensichtlich eine besondere Rolle. Zu einem Pulver zerstoßen nutzte man sie als Pigmente für die Bestattungsfeierlichkeiten. Durch Brandeinwirkung sollen diese Pigmente zusammengeschmolzen sein und eine Art Schlacke gebildet haben, die irrtümlich für die Zeugnisse von Metallurgie gehalten wurden.
Quelle: Spiegel Online