Madelaine Böhme und ihr Team vom Senckenberg Centre for Human Evolution und Paleoenvironment führten neue Untersuchungen an den zwei einzigen Fossilfunden (einen Unterkiefer und einen Zahn) des Hominiden Graecopithecus freybergi durch. Sie datieren den aus Griechenland stammenden Unterkiefer auf ein Alter von 7,175 Mio. Jahren und den aus Bulgarien stammenden Zahn auf 7,24 Mio. Jahre. Der bislang älteste Fund eines Vormenschen, der eine Abspaltung des Hominiden von den Menschenaffen dokumentiert, war der 6–7 Mio. Jahre alte aus Afrika stammende Sahelanthropus. Verwachsene Zahnwurzeln deuten darauf hin, dass es sich bei Graecopithecus freybergi um einen Hominiden handelt. Damit stehen die ersten Ergebnisse der Studien um das Team von Böhme in Konkurrenz zur landläufigen Meinung, dass die ersten Menschen aus Ostafrika stammen. Die Forschungen deuten darauf hin, dass Graecopithecus freybergi in einer Savanne lebte, möglicherweise um die 40 kg schwer war und die Größe eines rezenten Schimpansenweibchens hatte. Weitere Untersuchungen zur Ernährungsweise von „El Graeco“ und zu anderen Hinweisen des Entstehens des Vormenschen außerhalb Afrikas in der Levante, im Irak und Iran kündigte Böhme an.
Quelle: Spiegel Online vom 22. Mai 2017
Jochen Fuss, Nikolai Spassov, David R. Begun, Madelaine Böhme, Potential hominin affinities of Graecopithecus from the Late Miocene of Europe. PLoS ONE 12(5), 2017.