Megalithgrab Sloopsteine
alternative Bezeichnungen: Sluppsteine, Schlopsteine, Slopsteine, Schlupfsteine
Sprockhoff-Nr. 917
Haltern, Gemeinde Belm, Landkreis Osnabrück
WULF/SCHLÜTER 2000, Nr. 422
Lage
Koordinaten
52° 18′ 45″ N, 8° 12′ 4″ E
UTM: E 445549,11 N 5796076,78
Etwa 550 Meter südöstlich der Fundstelle Dübberort 2 im Wald (Halterdaren, in der „Schlupfsteinheide“), direkt an der östlichen Gemarkungsgrenze von Haltern.
Erhaltungszustand
Zustand 1801: Die Zeichnung von Wilhelm Tischbein zeigt den Zustand der Sloopsteine zum Zeitpunkt seiner gemeinsamen Reise mit Graf Münster und ist damit die älteste überlieferte Darstellung des Grabes.
Zustand vor 1841: „Das Denkmal in der Bauerschaft Haltern liegt in der sogenannten Halter Daren auf Privatgrund des Colonen Mehrpahl und besteht aus 16 Trägern und 5 Decksteinen, der größte der letzteren ist 12′ lang und 8′ breit.“ (WÄCHTER 1841, 104)
Zustand vor 1867: „Hier [in der Bauerschaft Haltern] liegt auf dem s. g. Halter Daren, an dem mit Nadelholz bestandenen Bergabhange ein Steindenkmal, welches vom Volke die Sluppsteine genannt wird. Eigenthümer ist der Besitzer des Mehrpahlschen Hofes in Haltern. Stellenweise ist das Denkmal bereits untersucht – wie mir der Führer sagte: um Schätze auszugraben – im Ganzen aber scheint es, seiner abgeschiedenen Lage wegen, doch weniger als andere durchwühlt zu sein, zumal die herabgefallenen großen Decksteine der Durchsuchung höchst erhebliche Schwierigkeiten machen. Auch wird es vom Volke deshalb gemieden, weil darin der Teufel sitzen soll. Doch hat es schon manchmal als „Schlüpfstein“ bei Ungewittern und Regen gedient, davon zeugen, nebst der Aussage des Führers, der selbst sich schon oft darunter flüchtete, auch die Spuren von Holzfeuer, von Asche und Kohlen, und die vom Rauche geschwärzten Steine selbst.
Das Denkmal ist ungefähr 20 Schritt lang und 8 Schritt breit. Es hat 5 Decksteine wovon aber nur noch einer aufliegt, die übrigen sind herabgefallen. Die Reihenfolge derselben ist gegenwärtig, von Osten angefangen, so:
1) Zwei unbedeckte Steine.
2) Ein Deckstein neben 2 Trägern.
3) Ein Deckstein desgl.
4) Ein Deckstein neben 3 Trägern.
5) Ein Deckstein neben 4 Trägern (der eine ist aber mit Nr. 4 gemeinschaftlich).
6) Ein Deckstein auf 4 Trägern.
7) Ein einzelner Stein, der als Ringstein zur Einfassung gedient haben kann.
Der westliche Deckstein ist der größte: 13 3/4 Fuß lang, 7 Fuß breit und 3 Fuß dick. Der größte Träger hierzu ist 5 Fuß über der Erde hoch, 4 Fuß 10 Zoll breit und 3 Fuß 2 Zoll dick.
Der zweite Deckstein (Nr. 5) hat eine dreieckige Form; die größte Länge desselben ist 13 Fuß, die größte Breite 7 Fuß 10 Zoll, Dicke 2 Fuß – 2 Fuß 6 Zoll.
Nr. 4 ist ähnlich wie der westlichste; Nr. 3 und Nr. 2 sind kleiner.
Die Lage des Denkmals ist sehr malerisch mitten in der Waldung.“ (MÜLLER 1867, 338–339)
Zustand vor 1883: „Zu den größten und schönsten Hünendenkmälern des ganzen Osnabrücker Landes gehören die 20 Minuten südlich vom Colonat Dübber an der Grenze von Haltern, Haaren und Wulften belegenen Steingruppen. (…) Was nun die zu besuchende Gruppe betrifft, so hat dieselbe 5 colossale Deckplatten und 18 kleinere Grundsteine; zwei der ersteren sind 14 Fuß lang, 8 Fuß breit und 4 Fuß dick, rsp. 13, 8 und 2 1/2 Fuß. Das ganze Hünendenkmal in diesem wildromantischen Thale ist durch die verdienstvolle Umsorge königl. Regierung eingefriedigt und in solcher Weise vor Zerstörung oder Verschleppung geschützt worden.“ (GRAMON 1883, 35–36)
Zustand vor 1920: „Eine gerade Linie, welche die beiden Hünengräber bei Osthaar [= Dübberort 1 und Dübberort 2] verbindet, trifft, um etwa 500 m nach Süden verlängert, ein drittes Steingrab am Dingelrott. Dies wenig bekannte, aber wohlerhaltene Denkmal ist besonders sehenswert wegen der erstaunlichen Größe seiner flachen Tafeldecksteine.
L. (NO-SW) 15 m; Br. 6 m. – 5 D.; H[aupt].D[eckstein]. 4,4:2,2 m. – 15 Tr[agsteine]. 2 S[chlusssteine].
Der östliche Hauptdeckstein, eine gewaltige Steintafel, ist seitlich von den Trägern abgesunken. In seiner schrägen Stellung gegen Westen bietet der Steinkoloß daher eine natürliche Schutzwand gegen Regen und Unwetter und wird von Jägern und Waldarbeitern nicht selten als Unterschlupf benutzt. Hieraus leitet man eine zweite Erklärung der Bezeichnung ‚Slopsteine‘ ab (Schlupf- statt Schlafsteine). Vgl. Mitt. 9 (373).“ (BÖDIGE 1920, 63)
Zustand 1927: „Mächtige, trapezförmige Steinkammer in ungefährer Ost-West-Richtung. Die Nordseite besitzt sechs Träger in situ, es fehlt der westliche. Die Südseite besitzt sieben Träger, es fehlt keiner. Auch diese stehen – bis auf den zweiten von Westen, der nach innen gerückt ist – in situ. Die westliche Schmalseite besteht aus einem Tragstein in situ, die östliche Schmalseite besitzt zwei Träger, von denen der südliche in situ, der nördliche nach außen gedrückt ist. Von den ursprünglich vorhanden gewesenen sechs Decksteinen sind sind fünf erhalten, jedoch sämtlich in die Kammer gestürzt. Die Mächtigkeit der Decksteine nimmt mit der Verbreiterung der Kammer nach Osten zu. Die Tragsteine der südlichen Langseite weisen zwischen dem dritten und vierten, von Westen gezählt, eine Lücke auf, den Eingang markierend. Die lichte Weite der Kammer besitzt bei einer Länge von 10,8 m eine von 1,6 m im Westen bis 3,8 m im Osten wachsende Breite.“ (SPROCKHOFF 1975, 125)
Zustand 1986: „Zustand unverändert. Gesamt-L. 13 m, Br. 6 m. Gut erhalten. (…) In Fichtenbestand, um das Großsteingrab herum Eichen und Buchen.“ (WULF/SCHLÜTER 2000, 257–258)
Zustand 2016: Ergänzende Beobachtung – Der fehlende sechste Deckstein der Kammer könnte ein etwa 2,40 m langer Findling sein, der 14,50 m südlich der südlichen Langwand liegt. Dieser Stein ist Nord-Süd-orientiert und befindet sich in gerader Sichtachse zum Eingang in das Grab. (LAU/GRONEIK 23.03.2016)
Funde
Im Dezember 1988 fand sich ein großer Flintabschlag direkt südlich der Fundstelle [Kulturhistorisches Museum Osnabrück, Inventar-Nr. B 88:72].
Literatur
WÄCHTER 1841, 104; KEFERSTEIN 1846, 143–144; KEMBLE 1863, 215, Taf. 29, 14; MÜLLER 1867, 338–339, Nr. 1; GRAMON 1883, 35–36; MÜLLER/REIMERS 1893, 276–277, Nr. 12; BÖDIGE 1920, 63; SPROCKHOFF 1930, 26, Abb. 13; BAUER 1950, 15, Nr. 15; SPROCKHOFF 1975, 125, Kat.Nr. 917, Taf. 48, Atlasblatt 143; SCHLÜTER 1979, 22–23; SCHLÜTER 1989a, 127, Kat.Nr. 251; LAUX 1989, 119–121, Abb. 2f; FANSA 1992, 98–99, Kat.Nr. 33; WULF/SCHLÜTER 2000, 257–258, Kat.Nr. 422, Abb. 107–108.
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